Langjährige wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Wurzeln im urbanen Raum nach bodenphysikalischen Gesetzen wachsen, indem sie immer dem Weg des geringsten Widerstandes und dabei nicht dem genetisch vorgegebenen Bild von Naturstandorten folgen. Rein bodenphysikalisch gesehen bestimmt damit die Porengrößenverteilung der verwendeten Baustoffe maßgeblich das Wurzelwachstum.


Dabei sind Grobporen mit einem Durchmesser > 50 µm wichtig für den Sauerstoffaustausch des Substrates und die Wasserdurchlässigkeit. Mittelporen zwischen 0,2 und 50 µm sind maßgebend für das Wasserhaltevermögen und versorgen die Pflanze mit ihrem Wasserbedarf. Feinporen < 0,2 µm halten Wasser so stark fest, dass es nicht pflanzenverfügbar ist (Totwasser). Diese Porengröße ist wichtig für die Nährstoffspeicherung. Der Einsatz von Mykorrhiza bewirkt in Symbiose, dass auch dieser Porenbereich zur Wasser- und Nährstoffversorgung für Pflanzen erschließbar wird.


Gemäß DIN 18196 sind radixit-Baumsubstrate der Bodengruppe GU (Kies-Schluff-Gemisch) oder SU (Sand-Schluff-Gemisch) hinsichtlich ihrer Verwendung für den Straßen- und Erdbau zuzuordnen. Der Anteil an abschlämmbaren Bestandteilen < 0,063 mm liegt dabei zwischen 5 – 15 M.-% und ist in Verkehrsflächen gemäß dem Geltungsbereich des Erdbaus mit den  „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erd­arbeiten im Straßenbau, der in der Natur oftmals anzutreffenden Frostempfindlichkeitsklasse F 2 (gering bis mittel frostempfindlich) zuzuordnen.


Als Gesamtporenvolumen sollte bei Baumsubstraten ein Wert von > 40 Vol.-% angestrebt werden, bei einer max. Wasserkapazität von mind. 30 Vol.-% und einer Luftkapazität bei pF 1,8 von 15 Vol.-%. Als  Wasserdurchlässigkeit sollte gemäß HEIDGER ein Wert zwischen 1,0 x 10-5 und 1,0 x 10-6 m/s angestrebt werden. Bei einem solchen projektierten Substrat wachsen Wurzeln besonders gut durch die vorhandene Grobporenstruktur und werden rein physikalisch entsprechend gelenkt (umgangssprachlich heute auch ‚gelockt‘).


Minimiert man die Wasserdurchlässigkeit bei Straßenbaustoffen und wird die Porengrößen­verteilung damit im Wesentlichen zu Lasten der Grob- und Mittelporen verringert, verschlechtert dies das mögliche Wurzelwachstum. Erfahrungsgemäß ist bei einer Wasserdurchlässigkeit von kf ≤ 1 x 10-10 m/s - was in der Praxis Wasser­undurchlässigkeit bedeutet - ein Wurzelwachstum nicht mehr möglich, da die Bodenstruktur zu dicht ist – das Wurzelwachstum wird geblockt. Es gilt dieses einfache bautechnische Prinzip zu nutzen und vegetationstechnisch mit flankierenden Maßnahmen zu untersetzen.