Derzeitig gibt es ca. 90 Grünbrücken in Deutschland, weitere sind in der Planung. Das „Merkblatt zur Anlage von Querungshilfen für Tiere und zur Vernetzung von Lebensräumen an Straßen (MAQ)“, Ausgabe 2008 der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen [FGSV, 2008] wird derzeitig überarbeitet. Gegenwärtig wird die bau- und vegetationstechnische Ausbildung von Grünbrücken diskutiert. Die Diskussion betreffen u.a. die Bemessung der notwendigen durchwurzelbaren Boden- oder Substratschichten (Vegetationstragschichten) von Grünbrücken sowie deren grundsätzlicher Aufbau und der zu stellenden Anforderungen an die Baustoffe für die Vegetationstragschicht. Für die Bemessung der Schichtdicke bei Grünbrücken wird derzeitig noch eine Begrenzung der gesamten Konstruktion auf maximal 1,0 m Dicke vorgegeben. In Fachkreisen wird damit zumindest ihre Funktionserfüllung bei der Pflanzung von Gehölzen in Zweifel gestellt.

An Stelle der bisherigen Standardbauweise sollen daher künftig funktionsangepasste Bauweisen an das Begrünungsziel die dauerhafte Sicherung des Bewuchses sicherstellen und so die Bemessung der Schichtdicke vorgeben. Als Aufbaudicke ist dabei die Summe aller (durchwurzelbaren) Schichten auf einem Brückenbauwerk zu verstehen. Die Regelbauweise ist der dreischichtige Aufbau:

  • Vegetationstragschicht. Die Vegetationstragschicht bildet die Grundlage für das Pflanzenwachstum und muss intensiv durchwurzelbar sein.
  • Filterschicht. Die Filterschicht verhindert, dass feinere Boden- und Substratteile aus der Vegetationstragschicht in die Dränschicht eingeschlämmt werden.
  • Dränschicht. Die Dränschicht speichert aufgrund ihres Hohlraumvolumens Wasser und leitet überschüssiges Wasser ab.

Forschungsarbeiten an bestehenden Grünbrücken ohne Bodenanschluss haben ergeben, dass maßgeblich die Aufbaudicke die Begrünung beeinflusst und steuert. Eine durch Bodenart, Beschaffenheit und Schichtdicke prägende Einflussnahme des Vegetationstyps wurde durch Untersuchungsergebnisse an bestehenden Grünbrücken widerlegt. Eine nachgewiesene Wirkung auf den Vegetationstyp ergibt sich sowohl bei schwächer bindig-schluffigen Sandböden, als auch bei stärker bindigen Lehm- und sogar bei stark bindigen Tonböden nicht. An sämtlichen Standorten kommt es zur Ausbildung einer Ruderalflur-Gesellschaft mit hoher Dominanz. Die Ergebnisse haben einen Zusammenhang zwischen dem durchwurzelbaren Bodenvolumen und dem Vegetationstyp bestätigt. Dauerhafte Gehölzgebüsche etablieren sich bei Schichtdicken ≥ 80 cm [HEIDGER, 2015]. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Einhaltung folgender Aspekte für die Vegetationstragschicht:

  • Begrenzung der Feinkorngehalte d ≤ 0,063 mm auf unter 25 Masse-%
  • Erhöhung der Porosität durch den Einsatz offenporiger Gesteinskörnungen zur Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit und der Luftkapazität bei einer Verdichtung von 90 %
  • Vorgabe beim Anteil an dränwirksamen Poren (weite Grobporen) auf ≥ 15Vol.-% zur beschleunigten Infiltration von Niederschlagswasser bei einer Verdichtung von 90 %
  • Begrenzung der organischen Substanz ≤ 5 Masse-%.

Auf Basis dieses Anforderungsprofils und Begrünungsziel produzieren wir - für den jeweiligen örtlichen Standort - individuelle naturnahe und anforderungsgerechte radixit®-Grünbrückensubstrate.

 

Regelwerke/Literatur

[FGSV, 2008] Heidger, Clemens: Technische Ausgestaltung von Querungsbauwerken, Statement im Rahmen der Landschaftstagung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) in Stade, 11./12. Juni 2015.
[HEIDGER, 2015]:

Heidger, Clemens; Kurkowski, Harald; Schmidt, Gert: Bau- und vegetationstechnische Ausbildung von Grünbrücken, Neue Landschaft, Heft 12/2015, Seite 43 - 51, Patzer Verlag, Berlin - Hannover, 2015.

[HEIDGER et.al., 2015]:

Heidger, Clemens; Kurkowski, Harald; Schmidt, Gert: Bau- und vegetationstechnische Ausbildung von Grünbrücken, Neue Landschaft, Heft 12/2015, Seite 43 - 51, Patzer Verlag, Berlin - Hannover, 2015.