Begrünbare Flächenbefestigungen mit einem Oberbau aus Pflaster- und Plattenbelägen oder Schotterrasen haben eine weite Verbreitung im Verkehrsflächen- und Garten-/Landschaftsbau gefunden. Während der Einsatz von Schotterrasen schon lange üblich ist, wurden begrünbare Flächenbefestigungen mit einem Oberbau aus Pflaster- oder Plattenbelägen, Waben- oder Gitterelementen erst in jüngerer Zeit entwickelt.

Mit Rasen begrünte Flächen auf natürlichen Böden lassen sich aus bodenphysikalischen Gründen im Regelfall nicht zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter mit dem Auto und schon gar nicht mit Lastkraftwagen befahren. In den Regelwerken des Straßenbaus (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, FGSV) werden begrünbare Beläge als sogenannte „Einfachbauweisen“ angesprochen, jedoch nicht geregelt. Deshalb hat die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) zu diesem Thema erste Empfehlungen für Schotterrasen im Jahre 2000 [FLL, 2000] veröffentlicht. Im Jahr 2003 kamen Empfehlungen für Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen [FLL, 2003] hinzu. Diese ersten Regelwerke sind in der Richtlinie für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen in der Ausgabe 2008 [FLL, 2008] fortgeschrieben worden. Heute befinden sich diese Richtlinien wieder in der Überarbeitung.

Für begrünbaren Flächenbefestigungen definiert die FLL-Richtlinie [FLL, 2008] verschiedene Regelbauweisen SR 1 bis SR 3 für Schotterrasen und BB 1 bis BB 3 für begrünbare Beläge und gibt Anhaltspunkte für deren Einsatz. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jede Überfahrung von Gräsern/Pflanzen zu einer Schädigung der Begrünung führt und daher immer eine nachträgliche Regenerationsphase erfordert. Begrünbare Beläge sind daher nur für eine „gelegentliche Befahrung durch Fahrzeuge“ geeignet. Sie werden auch für Feuerwehrzufahrten oder für Straßenbankette (Befahrung in Notsituationen) verwendet.

Die Bauweisen nach [FLL, 2008] für Schotterrasen und begrünbare Beläge werden nach der Belastung wie folgt eingeteilt:

  • Bauweise 1: Flächen, die ausschließlich dem PKW-Verkehr dienen (SR 1 und BB 1).
  • Bauweise 2: wie Bauweise 1, jedoch zusätzlich mit geringem LKW- und Busverkehr (SR 2 und BB 2).
  • Bauweise 3: wie Bauweise 1, aber mit höherem LKW- und Busverkehr (SR 3 und BB 3).

Die genauen zu erwartenden Nutzungsbedingungen (Achslasten, Frequentierung, jährliche Abfolge) gilt es im Vorfeld der Planung zu ermitteln und auf die Baumaßnahme abzustimmen.

Begrünbare Flächenbefestigungen stellen ökologisch wertvolle Flächen dar, da die Beläge zu keiner (vollständigen) Versiegelung der Oberfläche führen. Niederschlagswasser kann zum großen Teil über den offenen Belag in die Tiefe versickern, Bodenfunktionen werden nicht gestört und der Bodenluftaustausch wird nicht verhindert. Dies hat zur Folge, dass ggf. auch Abwassergebühren eingespart werden können.

Folgende ökologische Vorteile treten bei diesen Bauweisen in den Vordergrund:

  • Vollflächige wasserdurchlässige und wasserhaltende Verkehrsfläche.
  • Abflussverzögerung und Rückhaltung von Niederschlägen; Einbringen in den Wasserkreislauf durch Evaporation; dadurch Entlastung der Kanalisation.
  • Verbesserung des Kleinklimas durch Ausgleich von Temperaturextremen und Verbesserung der Staubbindung.
  • Berücksichtigung des Naturschutzes bei der Grünplanung.
  • Schaffung von Flächen für Flora und Fauna, speziell für Arten, die an trockene und steinige Lebensräume angepasst sind.
  • Vergrößerung der Fläche des Straßenbegleitgrüns mit geringem Versiegelungsgrad.

Bei allen Bauweisen ist darauf zu achten, dass das Planum ausreichend tragfähig und wasserdurchlässig ist, um den Erfolg der Bauweisen und Baustoffe dauerhaft zu sichern.

 

Regelwerke

[FLL, 2008] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL): Richtlinie für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von begrünbaren Flächenbefestigungen, Bonn, Ausgabe 2008.
[FLL, 2000] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL): Empfehlungen für Bau und Pflege von Flächen aus Schotterrasen, Bonn, Ausgabe 2000.
[FGSV, 2003] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL): Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen, Bonn, Ausgabe 2003.